Wenn die Ersatzbank zu bequem ist
Alex ist Leistungsfussballer und erfüllt für seine Lieblingsposition als Innenverteidiger trotz seines jungen Alters alle körperliche und sportliche Voraussetzungen. In der Vorbereitung auf seine zweite Saison im Seniorenbereich bringt er sein ganzes Herzblut bei den Trainingseinheiten ein und versucht, allen Anweisungen des Trainers akribisch nachzukommen. Dennoch sitzt er regelmäßig als Auswechselspieler auf der Ersatzbank, denn der Trainer zieht ihm offensichtlich seinen etwas erfahreneren direkten Konkurrenten Ben vor. Alex ist enttäuscht und mit der Situation spürbar unzufrieden, da ihm der Trainer in mehreren kurzen Gesprächen das prinzipiell größere Potential bescheinigt. Alex spürt, dass ihn die Situation belastet und auch seine Trainingsleistungen aufgrund der mentalen Belastung schlechter werden…
Viele der Leser werden sich in die Gefühlslage unseres Protagonisten Alex hineinversetzen können, da sie diesen Sachverhalt in ähnlicher Ausprägung selbst durchlebt haben. Aber wie geht man als Spieler in einer solchen Situation am besten vor? In diesem Beitrag wollen wir euch einen möglichen Lösungsweg aufzeigen und erklären, warum persönliche Ziele unerlässlich sind.
Der Leistungsfussballer
Der Leistungsfussballer will in jedem Spiel sein Leistungsoptimum erreichen und strebt danach, sich stetig und zielgerichtet zu verbessern. Er ist sich bewusst, dass es neben dem Mannschaftstraining viele weitere Einflussfaktoren auf seine persönliche Leistung gibt und versucht, sein Wissen darüber stetig zu vergrößern.
Ein Ziel als Ziel
Alex erste Reaktion ist der Vorsatz, sich im Training noch mehr reinzuhängen um sich einen Stammplatz zu erobern. Nur was bedeutet es, „sich im Training so richtig reinzuhängen?“ Zielt das Training mit der Mannschaft immer auf die Verbesserung der Besonderheiten des einzelnen Spielers ab? Hat der Trainer bei einer Gruppe von 20 Spielern immer die Trainingsleistung einzelner detailliert im Blick? Und was bringt Alex der momentan taktische Trainingsschwerpunkt, nachdem er in seiner Jugendzeit in der Junioren Bundesliga bestens ausgebildet wurde und im Vergleich zu seinen Mitspielern hier eine seiner Hauptstärken liegt?
Die erste Frage, die sich Alex stellt, ist die Frage nach dem eigentlichen persönlichen Ziel. Er nimmt sich bewusst ein paar Minuten Zeit und setzt sich mit seinen Kopfhörern auf seinen Lieblingsplatz in seinem Zimmer. Nach kurzer Überlegung, kommt er zum Schluss, noch in der Vorrunde ein Stammspieler werden zu wollen, was ein realistisches und messbares Ziel innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens ist (siehe SMART-Methode).
Im nächsten Schritt geht es für Alex darum Maßnahmen zu ergreifen, die ihn diesem Ziel systematisch näher bringen. Daher entscheidet er sich, das Gespräch mit dem Trainer zu suchen und ihn direkt nach den Gründen für die Nichtnominierungen zu fragen. In diesem Gespräch erhält Alex den Hinweis, dass er sein Kopfballspiel verbessern muss, um zum Stammspieler zu werden. Sein gut gemeinter Vorsatz, sich im Training so richtig reinzuhängen, wird nun durch ein konkretes Element bereichert und er kann beginnen, eine einzelne Eigenschaft gezielt zu verbessern.
Die SMART-MethodeEin persönliches Ziel nach der SMART-Methode ist die Voraussetzung für eine gezielt Verbesserung der eigenen Leistung. Dabei steht SMART für:
S Specific (spezifisch)
M Measurable (messbar)
A Achievable (erreichbar)
R Reasonable (realistisch)
T Time-bound (terminiert)
Schritt für Schritt zum Ziel
Schnell wird Alex klar, dass er sein Kopfballspiel durch ein „sich im Training reinhängen“ nicht entscheidend verbessern wird. Er wird Maßnahmen außerhalb des Mannschaftrainings ergreifen müssen und entschließt sich, zunächst seinen Tagesablauf etwas anzupassen. Auch wenn es ihm schwer fällt, beginnt er seine morgendliche Routine anzupassen und an drei Tagen pro Woche jeweils 15 Minuten früher aufzustehen, um ein spezielles Krafttraining für seine Beinmuskulatur durchzuführen. Weiterhin besorgt er sich einen Luftballon, um an den trainingsfreien Tagen in seiner Wohnung ohne fremde Hilfe den Bewegungsablauf beim Kopfballspiel üben zu können. Um zu verhindern, dass er sich eine falsche Technik aneignet, sucht er im Internet nach weiteren Informationen über die einzelnen Kopfstoßvarianten sowie Übungsvorschläge und wandelt diese entsprechend auf seine persönlichen Vorlieben ab.
Schon nach wenigen Trainingseinheiten spürt Alex die Wirkung der zusätzlichen Trockenübungen. Er stellt sich immer wieder vor, wie es sich anfühlen wird, wenn er sein Kopfballspiel bald entscheidend verbessert und seinen Stammplatz erobert hat. Diese Gedanken helfen ihm dabei, ein steigendes Selbstbewusstsein und ein verbessertes Vertrauen in das eigene Kopfballspiel zu bekommen. Daher beschließt er, im nächsten Schritt auch während des Mannschaftrainings sein Verhalten anzupassen. Er nutzt jede Möglichkeit für einen Kopfball, sei es beim Warmmachen, während Übungsformen oder in Spielformen. Dabei hat er den Vorsatz, jeden Kopfstoß bewusst auszuführen, sich den vorgesehen Bewegungsablauf in den Sinn zu rufen und nach der Ausführung kurz zu analysieren, wie er sich bei der Ausführung verhalten hat.
Auch der Trainer nimmt die Leistungsverbesserung wahr und geht daher auf Alex zu. Dieser nimmt das Gespräch dankend an und erwähnt beiläufig, durch welche gezielten Maßnahmen er sein Kopfballspiel verbessert hat.
Nach wenigen Wochen spielt Alex zum ersten Mal in der Startformation seiner Mannschaft. Für dieses Spiel setzt er sich direkt das Ziel, kein Kopfballduell zu verlieren, was ihm in diesem Spiel auch gelingt. Doch Alex wird schnell bewusst, dass es ein weiteres persönliches Ziel gibt. Denn aufgrund seiner fehlenden Erfahrung verursacht er im ersten Spiel von Beginn an drei unnötige Freistöße im Gefahrenbereich um den eigenen Strafraum…
Hilfreiche Tipps zum Erreichen deiner Ziele
Definiere ein konkretes Ziel und einen Zeitpunkt, an dem du das Ziel erreicht haben willst
Schreibe dir das gesetzte Ziel auf und ließ es regelmäßig durch
Arbeite mehrere Ziele immer nacheinander ab
Stell dir die Frage was, der allernächste Schritt zum Ziel ist
Setze deine Maßnahmen um und schiebe sie nicht vor dir her
Setze dir Aktionsanker und lege fixe Zeitpunkte für deine Maßnahmen fest
Nimm deine eigenen Erfolge und Fortschritte wahr
Stelle dir vor, wie es sein wird, wenn du dein Ziel erreichst
Rückschläge sind natürlich und gehören zum Prozess
Auch wenn es länger dauert als gedacht, wichtig ist, dass du dein Ziel nicht aus den Augen verlierst
Bedeutung von Zielen für Leistungsfussballer
Zur Verbesserung der eigenen Leistung musst du dir im Klaren über deine persönlichen Ziele sein. Dabei bedarf die Zielsetzung einer vorausgehenden Analyse der momentanen Leistung. Als Spieler stellst du dir so immer wieder die Frage, was du gut machst und in welchen Bereichen du dich verbessern willst. Um dabei effektiv vorzugehen, ist es nützlich, sich in regelmäßigen Abständen das Feedback des Trainers, der Mitspieler und von Zuschauern deines Vertrauens einzuholen, um dieses mit dem eigenen Eindruck abzugleichen.
Nachdem du dir ein messbares und erreichbares Ziel gesetzt hast, folgt die Planung der einzelnen Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen. Wie in unserem genannten Beispiel mit Alex ist es hilfreich, Maßnahmen in tägliche Routinen zu integrieren und/oder diese mit einem Aktionsanker zu versehen. Bei einem Aktionsanker führst du eine Maßnahme immer dann durch, wenn ein bestimmtes Ereignis oder ein bestimmter Zeitpunkt, wie z. B. das morgendliche Aufstehen oder der Beginn des Mannschaftstrainings, eintritt.
Berichtet mir von euren Zielen und lasst mich wissen, mit welchen Maßnahmen ihr diese erreicht habt. Wir veröffentlichen gerne eine Auswahl der besten Stories.
Bis dahin viel Erfolg!
Euer Schluesselspieler
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